Vor 60 Jahren, am 29.03.1962, wurde der THW Ortsverband Warendorf gegründet. Ein Nesthäkchen im bereits 72 Jahre alten Technischen Hilfswerk, wie der Ortsbeauftragte des THW Warendorf Mario Raab am Samstag bei der Begrüßung der Gäste zum Jubiläum scherzte.
Der Ortsverband nutzte die runde Zahl, um die Feier mit der Segnung der „neuen“ Halle und der „neuen“ Fahrzeuge zu verbinden. Der Begriff Neu steht in Anführungszeichen, weil sie so neu gar nicht mehr sind. Selbst der erst vor zwei Wochen eingetroffene Lkw mit Ladebordwand der Fachgruppe Elektroversorgung erlebte bereits einen ersten Einsatz: Zum Großfeuer in Telgte in der Nacht von Donnerstag auf Freitag war die Ortsgruppe Warendorf angefordert worden. Auch der im Februar eingetroffene Mannschaftstransportwagen MTW sowie der aus April 2021 stammende Mehrzweckgerätewagen MZGW haben bereits zahlreiche Einsätze hinter sich.
Das älteste „neue“ Objekt ist die Unterkunft im Warendorfer Industriegebiet West, die der Ortsverband am 15.04.2020 nach einem 25-jährigen Gastspiel in Ostbevern bezog. Die neuen Räumlichkeiten böten unheimlich viel Platz, sagte Mario Raab, der zugleich herausstellte, dass seit dem Umzug die Zahl der Neuaufnahmen sprunghaft gestiegen sei: Von ehedem ein bis zwei im Jahr auf nunmehr eine pro Monat. In Sachen Umkleidekabinen und Spinde sei es entsprechend jetzt schon knapp, erläuterte er. Bei der Jugendgruppe müsse für die Neuaufnahmen eine Warteliste geführt werden. Die aktuelle Mitgliederzahl liegt bei zirka 140, nahezu 60 davon sind sogenannte „einsatzbefähigte Kräfte“.
Gerade im Lauf der letzten Jahre ist das THW in der Allgemeinheit bekannter und auch attraktiver geworden. Kaum jemand, der nicht die Bilder aus den Gebieten der Hochwasserkatastrophe 2021 kennt, auf denen auch immer wieder Einsatzkräfte des THW zu sehen waren. Raab berichtete in seiner Rede von wesentlich mehr Einsätzen des Ortsverbandes Warendorf, die im kollektiven Gedächtnis sind: Oderflut 1997, Elbhochwassser 2002 und 2013, Schneekatastrophe in Ochtrup 2005, Großfeuer im Landgestüt, Flüchtlingshilfe in den Jahren 2015 und auch aktuell, viele Logistikdienste im Rahmen der Pandemie und weitere nannte er. Zudem unterstütze das THW auch die Polizei im Rahmen der Spurensuche nach Tötungs- oder Sexualdelikten. Er erinnerte zudem an viele Hofbrände im Raum Telgte, wo das THW, wie erwähnt, zuletzt am Vortag beim dortigen Großbrand zum Einsatz kam. Eine sinnvolle Verwendung von Steuergeldern, sagte der Ortsvereinsvorsitzende in Richtung der anwesenden Bundestagsabgeordneten Bernhard Daldrup (SPD) und Henning Rehbaum (CDU), denen er für die Unterstützung durch die Konjunkturpakete dankte. Der aktuelle Haushaltsentwurf mit den dort geplanten Einschnitten bereite ihm allerdings große Sorge bezüglich einer weiteren sicheren Finanzierung. „Bitte setzen Sie sich wie gewohnt für uns ein“ forderte er die Abgeordneten auf und betonte: „Sparen am Ehrenamt der Hilfsorganisationen ist Sparen am falschen Ende. Das Ehrenamt wird gebraucht!“. Ein starker Applaus der Anwesenden unterstrich seine Worte. Sie alle wussten, wovon er sprach, denn das THW hatte zur Feier neben Gästen aus der Nachbarschaft und der Politik vor allem auch Personen aus anderen „Blaulichtorganisationen“ eingeladen.
Gerd Friedsam, der Präsident des THW, beschwichtigte die entstandenen Emotionen. Aus seinen Erfahrungen mit den Verantwortlichen im Bund könne er absehen, dass notwendige Unterstützung für die Hilfsorganisationen erhalten bleibe. Besonders das THW sei in den vergangenen drei Jahren, die eine pure Herausforderung für alle gewesen seien, intensiv in den Fokus der Menschen gerückt. „Bevölkerungs- und Katastrophenschutz stehen im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses“, sagte er. Er beglückwünschte den Ortsverband zum Gesamtpaket Halle und Fahrzeuge, und zeichnete den Ortsbeauftragten mit dem Helferzeichen in Gold aus.
Warendorfs stellvertretender Bürgermeister Joachim Schulz überbrachte die Grüße der Stadt mit den Worten „Die Stadt ist sehr, sehr stolz auf Sie“. Die Gesellschaft sei in hohem Maße verletzlich geworden, sagte MdB Bernhard Daldrup. Zwar könne man die Widerstandsfähigkeit erhöhen, aber nicht in Bezug auf Katastrophenfälle. Das THW sei, wie die anderen Hilfsorganisationen, von elementarer Wichtigkeit, betonte er und relativierte die angesprochenen Mittelkürzungen. Auch MdB Henning Rehbaum betonte, dass darüber das letzte Wort noch nicht gesprochen sei. Er stellte heraus, dass die früher für die Kommunen angefallenen Kosten bei Anforderung des THW seit einiger Zeit der Bund übernehme. Als letzter Redner lobte Kreisbrandmeister Heinz-Jürgen Gottmann das „super Verhältnis“ im Kreis. Dies solle bitteschön so bleiben. „Wir arbeiten einfach zusammen und fertig“. Er forderte die Bundestagsabgeordneten mit deutlichen Worten zur Unterstützung auf: „Die ganze Katastrophenhilfe in der Bundesrepublik wird ohne das Ehrenamt nicht gelingen. Also mach!“
Vor dem gemeinsamen Essen nutzte Raab noch die Gelegenheit, der Ortsverbandsköchin Petra Halank-Wilbränder, der Beauftragten für die Öffentlichkeitsarbeit Janine Schallenberg, sowie, stellvertretend für alle Partnerinnen und Partner, seiner Frau Anna-Lena Raab zu danken.
Die Segnung der „neuen“ Fahrzeuge und der Halle hatten zuvor in ökumenischer Eintracht Dechant Peter Lenfers und Pfarrer Herwig Behring durchgeführt. „Die Dinge erfüllen ihre Bestimmung dadurch, dass sie benutzt werden“, sagte Lenfers. Die Segnung, die dafür stehe Dinge stark zu machen, verdeutliche dies nur. Und auch wenn es Dinge seien, die gesegnet werden, seien es vor allem die Menschen, die Benutzer der Dinge, die erstarkt werden sollen. An die Vertreter des THW gewandt betonte er: „Wir sind ganz froh, Sie hier zu haben!“
Quelle: dein-waf.de, 15.08.2022